Am 1. August 2018 ist Prof. Dr. Rotraut Wisskirchen im Alter von 82 Jahren verstorben. Rotraut Wisskirchen war als Honorarprofessorin vom Wintersemester 2000/2001 bis zum Sommersemester 2017 an der Katholisch-Theologischen Fakultät Bochum für das Fachgebiet Christliche Archäologie zuständig, das dem Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte zugeordnet ist.
Rotraut Wisskirchen, die am 23. Juni 1936 in Hagen (Westfalen) geboren wurde, fand erst in späten Jahren zur Christlichen Archäologie. Zunächst nahm sie ein Studium der Rechtswissenschaft auf, das sie 1965 mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen abschloss. Aus der 1966 mit dem Juristen Alfred Wisskirchen geschlossenen Ehe gingen zwei Töchter hervor. Als Juristin war Rotraut Wisskirchen nur kurz, in den Jahren 1965 bis 1967, in Bonn im Bundesministerium für Wohnungswesen und Städtebau tätig. Ihre Leidenschaft gehörte aber der Christlichen Archäologie. So begann sie ab 1981 in Bonn mit dem Studium dieses Faches. Im Sommersemester 1989 promovierte Rotraut Wisskirchen an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn mit einer vom angesehenen Christlichen Archäologen Josef Engemann betreuten Arbeit. Diese wurde im folgenden Jahr unter dem Titel „Das Mosaikprogramm von S. Prassede in Rom. Ikonographie und Ikonologie“ in der vom Bonner Dölger-Institut herausgegeben Schriftenreihe „Jahrbuch für Antike und Christentum“ als Ergänzungsband 17 veröffentlicht. In unmittelbarer Nähe zur Basilika Santa Maria Maggiore in der Nähe des römischen Bahnhofs Stazione Termini gelegen, ist die unter Papst Paschalis I. in den Jahren 814 bis 827 grundlegend erneuerte Titelkirche S. Prassede das bedeutendste Beispiel frühbyzantinischer Kunst in Rom. Die reichhaltige Mosaikenausstattung (Triumphbogen, Apsis, Zenokapelle) hat die Zeiten unbeschadet überstanden. Rotraut Wisskirchen beschrieb und deutete in ihrer Arbeit dieses einmalige Mosaikenprogramm. Die in ihrer Dissertation gewonnenen Erkenntnisse machte sie später in einem Sonderheft der Zeitschrift Antike Welt (Das Mosaikenprogramm von Santa Prassede in Rom, Mainz 1992) auch einer breiteren Leserschaft zugänglich. Zentrale Bedeutung hatte für Rotraut Wisskirchen die akademische Lehre. Unimittelbar im Anschluss an ihre Promotion begann sie ab dem Wintersemester 1989/1990 mit Lehrveranstaltungen im Fach Christliche Archäologie an der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Köln. Die angebotenen Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare, Übungen) wurden sowohl für Theologen als auch Klassische Archäologen und Kunstgeschichtler angeboten und fanden großen Zuspruch. Besondere Erwähnung verdienen die zahlreichen von Rotraut Wisskirchen mit rastloser Energie und großem Engagement vorbereiteten und durchgeführten Exkursionen zu den Denkmälern des frühen Christentums im Mittelmeerraum. Ein besonderer Schwerpunkt war dabei die Türkei und der Nahe Osten (Syrien, Jordanien). Den Teilnehmern bleiben diese Exkursionen bis heute in dankbarer Erinnerung. Im Wintersemester 2000/2001 ernannte die Katholisch-Theologische Fakultät Rotraut Wisskirchen zur Honorarprofessorin. Im Jahr 2010 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Die Katholisch-Theologische Fakultät dankt Rotraut Wisskirchen für ihre langjährige engagierte Tätigkeit. Möge der Herr über Leben und Tod ihr den ewigen Lohn schenken. R.I.P.
Text: Prof. Josef Rist