Ihnen brennt ein Thema unter den Nägeln, zu dem es aber keine Lehrveranstaltung gibt? Kein Problem: In diesem Seminar können Sie sich unter Anleitung der Dozenten eigenständig ein Thema erarbeiten. Wer es etwas bescheidener mag, kann eine religionsphilosophische Neuerscheinung vorstellen. Das Seminar bietet ein Forum zum Austausch und Feedback über Studienprojekte und am Lehrstuhl entstehende Qualifikationsarbeiten. Darüber hinaus werden im Laufe des Semesters auch auswärtige Gäste ihre Projekte vorstellen. Dadurch werden die Seminarteilnehmer in den Forschungskontext hineingenommen und weiten nicht nur ihren thematischen Horizont, sondern lernen auch, verschiedene philosophische Forschungsansätze kritisch zu reflektieren. Themen, die die antike Philosophie betreffen, werden in gemeinsamen Sitzungen mit dem interfakultären Kolloquium zur antiken Philosophie diskutiert werden.
Zur Terminplanung ist es hilfreich, sich frühzeitig per E-Mail an beide Dozenten anzumelden.
Literaturhinweise:
Jay Rosenberg, Philosophieren, Frankfurt am Main 1986 u.ö.
Die Frage, ob Theologie, insbesondere in ihrer konfessionsgebundenen Form, als Wissenschaft überhaupt möglich ist, ist für das Selbstverständnis der katholischen Theologie von entscheidender Bedeutung. In der gegenwärtigen Debatte der analytischen Wissenschaftstheorie wird sie unterschiedlich beantwortet und es finden sich sowohl gute Argumente für als auch gute Argumente gegen die Möglichkeit einer konfessionsgebundenen und wissenschaftlichen Theologie. Im Seminar werden wir zentrale Texte der wissenschaftstheoretischen Debatte besprechen und unter Klärung der entscheidenden Grundbegriffe die Argumente für und wider eine Theologie als Wissenschaft auf ihre Schlüssigkeit analysieren.
Das propädeutische Proseminar führt in die Methoden des philosophischen Denkens ein. Es besteht aus zwei Teilen, einem Methodenkurs und einem Interpretationskurs (jeweils 1 SWS). Im Mittelpunkt des Methodenkurses steht die Arbeit an und mit Argumenten: Wie identifiziert man Argumente in Texten? Wie rekonstruiert und beurteilt man Argumente? Wie bringt man selbst Argumente vor? Es werden Grundkenntnisse der Argumentationstheorie, Logik und Interpretation philosophischer Texte vermittelt.
Themen des Methodenkurses:
1.Texte gliedern, Sprechakte bestimmen, Argumente erkennen
2.Argument-Rekonstruktion, Gültigkeit und Beweiskräftigkeit
3.Grundzüge der Aussagenlogik (Junktoren, Wahrheitstafeln, Probleme des Konditionals)
4.Grundzüge der Prädikatenlogik (Prädikate und Quantoren, Modelle, Fehlschlüsse)
5.Semantische und syntaktische Mehrdeutigkeiten erkennen und auflösen
6.Disputatio: Argumente vortragen
Ablaufschema:
9:00-9:45 Uhr: Besprechung der Übungsaufgaben vom Vortag
10:00-11:30 Uhr: Einführung in das Vormittagsthema
Anschl. Bearbeitung der Übungsaufgaben in Kleingruppen
14:00-14:30: Besprechung der Übungsaufgaben vom Vormittag
14:30-16:00: Einführung in das Nachmittagsthema
Anschl. Bearbeitung der Übungsaufgaben in Kleingruppen; Abgabe der Übungszettel jeweils am nächsten Tag, 9:00 Uhr.
Interpretationskurs: Im Interpretationskurs werden die vermittelten Methodenkenntnisse mit der Lektüre eines philosophischen Klassikers angewandt und vertieft werden. In diesem Semester werden wir uns Descartes' Argumente in seinen Meditationen 3-5 ansehen. Vor dem Lektürekurs muss jeder Teilnehmer den Gesamttext der Meditationen (der nicht allzu lang ist) gelesen und bearbeitet haben.
Beide Teile des Seminars können extramodular auch unabhängig voneinander besucht werden; bei Interesse an dieser Option wird um vorherige Rücksprache mit PD Dr. Ludger Jansen gebeten.
Literaturhinweise:
Kaufempfehlung für den Interpretationskurs: zweisprachige Ausgabe der Meditationen bei Meiner oder Reclam.
Durch Akte des Erinnerns und Gedenkens wird Vergangenes gegenwärtig. Anamnetischen Kulturen wie dem Judentum oder dem Christentum ist es selbstverständlich, dass regelmäßig bestimmter identitätsstiftender Ereignisse gedacht wird; auch in Politik und Gesellschaft gibt es entsprechende Gedenkakte. Angesichts der immensen Bedeutung des Erinnerns und Gedenkens ist es überraschend, wie wenig es in der Ethik reflektiert wird. Im Seminar werden wir ausgewählte Texte aus der überschaubaren Literatur diskutieren (u.a. von Karl Jaspers, Avishai Margalit, Paul Ricoeur und Jeffrey Blustein) und auf einige der unüberschaubaren Fallbeispiele anwenden.
Ziele: Überblick über die Literatur zur Ethik des Gedenkens; Vertiefung der Kompetenz zum Umgang mit philosophischen Argumenten; Vertiefung der Kompetenz zu bewusster ethischer Reflexion
Die Metaphysik gilt traditionell als die Königsdisziplin der Philosophie. Aristoteles begründet ihren Vorrang damit, dass sie in zweifacher Weise die Wissenschaft Gottes ist: weil sie von Gott handle und weil sie von Gott betrieben werde. Auch heute ist die Metaphysik zentral für Fragen der Theologie. Sie ist zuständig für allgemeinste Fragen auf hohem Abstraktionsniveau: Was ist eigentlich Sein und Existenz und welche höchsten Arten von Seiendem gibt es? Ist alles von Gott als notwendigem Seienden abhängig? Was sind Kausalität, Raum und Zeit? Ist alles endlich oder gibt es Unendliches? Was sind Personen, was ist ein Gedanke? Und wie kann man seine Auferstehung überleben? Die Vorlesung verbindet die Darstellung klassischer Positionen mit den Perspektiven gegenwärtiger metaphysischer Debatten.
Ziele der Vorlesung: Überblick über die Hauptprobleme der Metaphysik in Geschichte und Gegenwart; Einübung in den Umgang mit philosophischen Theorien und Argumenten
Für das erfolgreiche Studium theologischer Problemstellungen und Fragehorizonte sind Grundkenntnisse der Philosophie unerlässlich. In der Vorlesung werden daher nach einer Einführung in die grundlegenden philosophischen Argumentationsmethoden und -formen zentrale Themen der theoretischen und praktischen Philosophie besprochen sowie ihre Relevanz für die Theologie herausgestellt.
Baruch de Spinoza (1632–1677) gehört zu den wichtigsten neuzeitlichen Wegbereitern des modernen Panentheismus. Im Theologisch-Politischen Traktat und insbesondere in der Ethik entwickelt er einen strengen Monismus, nach dem sich die komplexe Wirklichkeit von Geist und Körper insgesamt als Vielzahl von Modi einer einzigen wirklichen Substanz darstellt. Zu den ersten Kritikern des Spinozismus zählt der Cambridger Platoniker Henry More (1614–1687), der in seinen Widerlegungen der beiden Hauptwerke eine originelle rationalistische Religionsphilosophie entwickelt: Gott ist die unendliche Ausdehnung des absoluten Raumes, in der die ebenfalls ausgedehnten Seelen zum Zweck seiner heilsgeschichtlichen Pädagogik unterschiedliche Körper beleben. Wie Gott selbst verfügt der Mensch über einen freien Willen, kraft dessen er ein ihm aufgegebenes objektives Gutes verwirklichen soll. Das Seminar dient der Vorbereitung einer Forschungstagung an der Universität Cambridge und findet in Kooperation mit der Universität Münster in zwei Blöcken statt.
Literaturhinweise: Die Texte werden in einer hierzu angefertigten ersten deutschen Übersetzung zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.
In diesem Semester jährt sich der Thesenanschlag Luthers zum fünfhundertsten Mal. Die gesellschaftlichen und (kirchen-)politischen Folgen werden in diesem Jahr daher in besonderer Weise bedacht und stehen außer Frage. Aus theologischer Perspektive ist dabei vor allem interessant, in welchem geistesgeschichtlichen Klima und in welcher theologischen Gemengelage diese Entwicklung stattfand. Mit einem Blick in eine der wichtigsten Schriften der lutherischen Reformation wagen wir ein interdisziplinäres Experiment, indem wir Luther Traktat „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ sowohl aus protestantischer als auch aus katholischer Perspektive lesen werden. Das Seminar wird dementsprechend in beiden Fakultäten als reguläre Veranstaltung angeboten, um diese Schrift in ihrer ganzen Streitbarkeit zu diskutieren. Jeweilige konfessionelle Schwerpunktsetzungen sollen Luthers Argumentation wie auch die Streit- und Gesprächspartner auf ihr gegenwärtiges Potential befragen, um zu klären, ob und welche theologische Strahlkraft von hier aus entfaltet werden kann. Die erfolgreiche Teilnahme an einem Methodenseminar in Systematischer Theologie ist Teilnahmevoraussetzung für diese Veranstaltung. Kirchengeschichtliche Grundkenntnisse zur Reformationszeit sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.
Literaturhinweise:
Luther, Martin: Von der Freiheit eines Christenmenschen. In: Korsch, Dietrich (Hrsg.): Martin Luther. Deutsch-deutsche Studienausgabe Bd. 1. Leipzig: Evang. Verl.-Anst. 2012, 255-315.
Jüngel, Eberhard: Zur Freiheit eines Christenmenschen: eine Erinnerung an Luthers Schrift (Kaiser-Traktate 30). München: Kaiser 1978.