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Bericht zur Exkursion zum 103. Katholikentag in Erfurt

19.06.2024

Privat Kt 4-3

Vom 29.05. bis zum 02.06.2024 besuchten Studierende der Ruhr-Universität Bochum und der Universität zu Köln den Katholikentag in Erfurt. Die Studierenden der RUB machten die Exkursion im Rahmen eines dogmatischen Hauptseminars, während die Studierenden aus Köln über den Lehrstuhl für Praktische Theologie/Religionspädagogik teilnahmen. 

Privat Kt 4-3

Vom 29.05. bis zum 02.06.2024 besuchten Studierende der Ruhr-Universität Bochum und der Universität zu Köln den Katholikentag in Erfurt. Die Studierenden der RUB machten die Exkursion im Rahmen eines dogmatischen Hauptseminars, während die Studierenden aus Köln über den Lehrstuhl für Praktische Theologie/Religionspädagogik teilnahmen. 


Kt Erfurt2024-foto Privat
Lupe

Sowohl die unterschiedlichen theologischen Perspektiven als auch die unterschiedlichen Erfahrungen aus den verschiedenen Studiengängen führten zu interessanten und bereichernden Gesprächen. Durch das Buddy-Prinzip besuchten die Studierenden der unterschiedlichen Universitäten mindestens eine Veranstaltung pro Tag gemeinsam.

Quelle: Presseabteilung Katholikentag, abgerufen unter: https://www.katholikentag.de/logo, letzter Zugriff 09.04.2024

Der Katholikentag, ein Großereignis mit fast 175- jähriger Tradition, bietet die Möglichkeit, dass sich fünf Tage lang Menschen aller Generationen aus Deutschland, Europa und der Welt begegnen können. „Auf dem Katholikentag werden politische, gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen der Zeit diskutiert“, wie das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) über den Katholikentag schreibt. Der Katholikentag wird alle zwei Jahre veranstaltet, jeweils in einer anderen Stadt eines anderen Bistums. Der kommende Katholikentag 2026 findet vom 13. bis zum 17. Mai in Würzburg statt.

Leitwort des 103. Katholikentag in Erfurt

Quelle: Presseabteilung Katholikentag, abgerufen unter: https://www.katholikentag.de/logo, letzter Zugriff 17.06.2024

Dieser Satz erhält angesichts der weltpolitischen Lage eine ganz neue Relevanz. Frieden ist ein hohes Gut, das wir Menschen in Europa (vor allem die junge Bevölkerung ab 2000) seit langem gewohnt sind. Doch die Realität zeigt, dass der Frieden brüchig geworden ist. Kriege in Teilen Europas brechen die Vorstellungen von einem friedlichen Zusammenleben auf. Auf dem Katholikentag in Erfurt konnten Ideen für ein friedliches Europa gesammelt werden.

Die Themenvielfalt beim Katholikentag war sehr groß. Dabei haben die Studierenden der beiden Universitäten teilweise die gleichen, aber auch verschiedene Veranstaltungsformate besucht. Im Anschluss an den Katholikentag haben die Studierenden ihre Eindrücke zu den besuchten Veranstaltungen formuliert:

„Wir, Joanita und Lara, besuchten ein Podium zum Thema Der Leib Christi ist queer – und jetzt? und eine Aufführung Tragik der Liebe. Bonhoeffers Brautbriefe als musikalisches Schauspiel gemeinsam. Die unterschiedlichen Interessensgebiete und Professionen von uns beiden haben uns die Möglichkeit geschaffen, dass wir Veranstaltungen besucht haben, die wir alleine nicht gewählt hätten und somit unseren Horizont zu erweitern.“

„So besuchten wir eine Werkstatt zum Thema: Gleichheit heißt nicht, dass alles gleich bleibt – Kann einen Zukunft offen katholisch sein? Die Veranstaltung wurde vom Netzwerk offen.katholisch organisiert. Das sind junge Erwachsene des Bistums Dresden-Meißen, die in Halle an der Saale, Chemnitz und Leipzig zuhause sind. Dort entwickelten wir in Kleingruppen unsere Vision von einer Kirche von morgen und stellten die entstandenen Plakate einander vor. Zum Schluss stellte die Gruppe offen.katholisch sich selbst und ihre Vision von einer offenen Kirche vor. Sie setzten sich durch eine Petition, Proteste bei Synodalversammlungen und durch Kontakt zu Teilnehmenden der Weltsynode für einen Zugang zum Priesteramt für alle ein und haben einen Aufkleber entwickelt mit dem Slogan: „Unser Kreuz hat keine Haken“. Das Kreuz wird aus der LGBTQIA+ Flagge gebildet.“

Die Veranstaltung "Schule der Zukunft" motivierte ihre Besucher*innen zu einem dynamischen Austausch. Im Vordergrund stand die Frage: "Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was würden wir ändern?"
Es ging nicht um den Entwurf realistischer, künftiger Konzepte, sondern um die gemeinsame Gestaltung einer Utopie. Die sich fremden Menschen aus unterschiedlichen Herkünften, pädagogischen und fachlichen Bereichen wurden einmal dazu angeregt, sich ihre ideale Schule vorzustellen, zu konkretisieren und sich der daraus resultierenden Werte und Ziele bewusst zu machen. Die meisten stürmten sofort in die Diskussion: Es wurde auf die Gesundheit der Schüler*innen geschaut. Die Mensa wurde umgebaut zu einem Ort, der qualitative Nahrung bietet. Klassenräume wurden größer, besser ausgerüstet. Mehr Gleichberechtigung, mehr Möglichkeiten wurden eröffnet: Zugang zu unbegrenztem Wissen, Unterstützung außerhalb des Unterrichtes, etc.

Die Anzahl der Wünsche wuchsen exponentiell in die Höhe und bald war auf dem riesigen Plakat in der Mitte kein weißer Fleck mehr zu sehen. Veränderungen, die wir forderten, waren jedoch niemals realisierbar. Diese Utopie schreckte Einige ab. Sie fürchteten sich allein vor der Vorstellung dieser weit entfernten, perfekten Dimension.

„‘Rom ist kein Gegner - oder doch?‘, so lautete die Frage der Podiumsdiskussion zur Veranstaltung ‚Synodalität als Befreiung zu einer gemeinschaftlichen Kirche – Über die Grenzen der römischen Verfassung hinaus‘, welche wir in der Erfurter Predigerkirche angehört haben. Interessant war zu hören, dass sich die Teilnehmenden der Debatte oft ergänzen und gegenseitig zustimmen konnten. An manchen Stellen hätten wir uns eine konstruktive Gegenstimme gewünscht, um den Konflikt rund um die Relevanz und die Dringlichkeit des Synodalen Weges aufzuzeigen.“

„Die Ausstellung ‚Hexenwahn zwischen Thüringen und Papua‘ mit dem Thema der historischen Hexenverfolgung und heutigen Menschenrechtsverletzungen war augenöffnend für eine Gewalttat, welche ich mir in heutiger Zeit nicht als vorstellbar erachtet habe.“

„Auf der Podiumsdiskussion „Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten – auch mit Waffen?“ im Großen Saal der Alten Oper diskutieren Generalleutnant Andreas Hoppe, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, pax-christi-Präsidenten Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz, EVP-Fraktionsvorsitzenden Manfred Weber MdEP aus Brüssel und der Friedensforscher Prof. em. Heinz-Günther Stobbe aktuelle friedensethische Fragestellungen. […] Die Aussage von Generalleutnant Andreas Hoppe, „dass die Begleitung von Soldatinnen und Soldaten durch die Kirchen und Militärseelsorgen nicht wegzudenken“ ist, verband er mit der Bitte an die katholische Kirche, den gesellschaftlichen Diskurs weiterhin mitzugestalten und die relevante Begleitung fortzusetzen.“

„Als Tandem haben wir u.a. das Konzert Orgel trifft elektronische Musik und dominikanische Choräle besucht. Zu Beginn jeden neuen Lieds wurde die klassische Version gespielt, gefolgt von einer Techno Version. Die Macht des Instrument Orgel hat uns beide sehr fasziniert. Beim Zurückblicken auf diese Veranstaltungen hört man sofort wieder diese Energie der Musik.“

Die Exkursion nach Erfurt hat allen Beteiligten große Freude bereitet. Vielleicht kann eine erneute Exkursion im Rahmen eines Seminars als außeruniversitärer Lernort in den kommenden Semestern wiederholt werden.