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Simulacrum Hominis

Der Mensch im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit

Die Frage der Dissertation ist im Grunde eine ethische und zwar der Unterscheidung entlang zweier zentraler Trennlinien. So muss die Frage der technischen Möglichkeit, also des Könnens, unterschieden werden von der Frage nach der Rationalität des Vorhabens, also der Frage des Wollens, und beides wiederum von der Frage nach der moralischen Verpflichtung, also der Frage des Sollens, dass sich wieder unterscheiden lässt in Gebot, Verbot und Erlaubnis. Es stellen sich also im Wesentlichen die drei folgenden Fragen:

  • (1) Wollen wir künstliche Menschen schaffen?
  • (2) Können wir künstliche Menschen schaffen?
  • (3) Sollen wir künstliche Menschen schaffen?

Ad 1: Das es gegenwärtig Bestrebungen gibt, künstliche Menschen zu erschaffen, ist unbestreitbar, es ist also offenbar möglich dieses Ziel zu haben. Es muss dennoch zunächst gefragt werden, ob das Bestreben an sich rational ist, ob also die Motivation hinter dem Streben kohärent und ob die angestrebten Ziele realistisch sind, gemessen an welchen Kriterien es Früchte tragen kann und unter welchen Bedingungen es als Erfolg gewertet werden kann. Hier soll denn auch genauer danach gefragt werden, was im Einzelnen die Ziele bestimmter gegenwärtiger Bestrebungen sind. Es muss also die Frage gestellt werden, unter welchen Kriterien denn eine bestimmte Entität als dem Menschen gleichwertig oder von diesem ununterscheidbar gelten kann. Während die Ununterscheidbarkeit zunächst eine eher epistemologische Kategorie sein dürfte, zieht sie doch unweigerlich die Frage nach sich, in welcher Hinsicht die fragliche Entität denn ununterscheidbar sein müsse, etwa in ihrem Aussehen, in ihrem Verhalten oder in bestimmten anderen Eigenschaften. So impliziert diese Frage schließlich wieder die Frage, welcher wesentlicher Eigenschaften es denn bedarf, um als menschenähnlich oder gar dem Menschen gleichwertig gelten zu können und somit die Frage nach der ontologischen Differenz zwischen künstlichen und echten Menschen. Ad 2: Während die zweite Frage zwar gegenwärtig viel diskutiert wird, insbesondere in der Form, ob es möglich ist, eine starke KI zu entwickeln, die sich in ihren Fähigkeiten nicht von der Flexibilität und Leistung menschlicher Intelligenz unterscheidet oder diese sogar übertrifft und insbesondere selbst Intelligenz oder gar Geist ist, muss die Antwort doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt wahrscheinlich spekulativ bleiben. Trotzdem sollen hier einige Ansätze der Entwicklung von KI und humanoiden Robotern untersucht und gefragt werden, in wie weit sie den hinsichtlich der Frage 1 entwickelten Bedingungen möglicherweise gerecht werden. Hier sollen also neben den technischen auch die Fragen der Roboterphilosophie diskutiert werden, ob es etwa ein Roboterbewusstsein gibt und in welcher Hinsicht Roboter autonom sind. Ad 3: Schließlich stellt sich die Frage, ob das, was technisch möglich ist und von manchen Personen angestrebt wird, auch in moralischer Hinsicht mit unseren Verpflichtungen und Werten verträglich ist. Hier muss also zunächst nach den Implikationen gefragt werden, die die Erschaffung künstlicher Menschen für unsere ethischen Überzeugungen haben kann, ob etwa einem künstlichen Menschen in gleicher Weise Rechte und Würde zukommen können oder müssen, wie einem echten Menschen. Hier stellen sich dann möglicherweise auch ethische Fragen nach den Kriterien für das geboten oder verboten Sein unserer Handlungen. Aufgabe und Ziel der Dissertation ist es einerseits, den expliziten wie impliziten Verweisen auf das Ausgangsmaterial der Menschenreproduktion nachzugehen und deren Bedeutung offen zu legen, um gleichzeitig mögliche blinde Flecken dieser Deutung von Menschsein aufzeigen zu können und dann in einem zweiten Schritt fragen zu können, in welchem Maße das hervorgebrachte Neue dem verwendeten Material vergleichbar ist.