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Hauptseminar | 020 113 |BA VI u. VII | MA IX | M 23; HS des 2. u. 3. Abschnitts | M.Ed. B u. C

 

Rituale und Orte der Erinnerung. Ein theologischer Blick auf zeitgenössische Memorialkultur

 

Zeit: Do 16-18 Uhr
Raum:
GA 6/134
Beginn: 10.10.2024

eCampus-Anmeldung bis: 09.10.2024, 10 Uhr

 

In einer Zeit, in der über das Internet der Wissensbestand der Menschheit allgegenwärtig scheint, drohen Erinnerungen immer unwichtiger zu werden. Die Fähigkeit, sich erinnern zu können, gehört jedoch zu den tragenden Pfeilern des menschlichen Lebens, denn sie hilft dabei, Vergangenes zu begreifen und für Gegenwart und Zukunft fruchtbar zu machen. Ebenso wichtig wie persönliche Erinnerungen ist das ‚kulturelle Gedächtnis‘ (J. Assmann) einer Gesellschaft. Dazu gehören schicksalhafte Ereignisse, beispielsweise Katastrophen oder das Wirken von herausragenden Persönlichkeiten, die für viele Menschen, einen Staat oder eine Religion eine wegweisende Bedeutung besitzen. Indem die Erinnerungen daran wachgehalten werden, entwickeln sie sich zu normativen Fixpunkten des Denkens und Handelns.

Unsere säkulare Moderne kennt zahlreiche solcher Fixpunkte, man denke nur an die Gedenktage zum Reformationsjubiläum, das Ende des II. Weltkrieges oder den Fall der Mauer zwischen Ost und West 1989/90. Auch Personen oder Ereignisse aus der Popkultur können den Charakter eines orientierenden Rahmens und damit eine ausgeprägte Erinnerungskultur entwickeln. Ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, vielfach drücken sich Erinnerungen in materialisierter Form aus. Die öffentlichen und vielerorts auch privat angelegten Denkmale und Mahnmale dürften zu den sichtbarsten Zeichen des Gedenkens und der Erinnerung gehören.

Das Seminar geht der Frage nach, welche (liturgie-)theologischen und kulturwissenschaftlichen Zugänge zur Erinnerung diskutiert werden. Was ist Erinnerung, wie verhalten sich Vergangenheit und Gegenwart zueinander, wie werden Erinnerungen konstruiert, wie verändern sie sich und welche Rolle spielen dabei Liturgie und Rituale?

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Literaturhinweise:

  • Stephan Wahle, Das Gedächtnis im Heute feiern. Zur existenziellen Bedeutungliturgischer Anamnese, in: Geist und Leben 88 (2015) 133-144

  • Harald Welzer, Erinnerungskultur und Zukunftsgedächtnis, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 25-26 (2010) 16-22.

  • Winfried Haunerland, Gedächtnis unserer Erlösung. Die Liturgie als Ort der Erinnerung, in: Theologisch-praktische Quartalsschrift 151 (2003) 4-16.