Das Dissertationsprojekt „anitzo trage ich dir meinen Cherubinischen Wandersmann als einen gefehrten an. Innehalten und Mitwandern durch die intertextuelle Mystikwelt“ bearbeitet verschiedene Ziele, die exemplarisch anhand der Auseinandersetzung mit dem Cherubinischen Wandersmann verfolgt werden. Die Epigramme dieser Bücher stehen in der Tradition christlicher – nicht ausschließlich katholischer – Mystik und verarbeiten sie in einer neuen und für Mystik ungewöhnlich kurzen sprachlichen Form. Das Projekt steht in einer Reihe von Forschungsarbeiten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Diskursfähigkeit ‚mystischer‘ Theologie aufzuzeigen. ‚Mystik‘ bewegt sich auf der Grenze zwischen Gʼtt und Welt und erfordert daher eine Beziehung zu beiden Seiten – und nicht ausschließlich zu Gʼtt, in Form angestrebter unio-Erfahrungen. Daher kann Mystik sensibel machen für den Blick auf ungerechte Strukturen in der Welt und zu ästhetischen als auch praktischen Formen der Kritik an diesen Strukturen sowie zu angestrebten Transformationen führen. Außerdem verfolgt das Projekt das Ziel, Potentiale religiöser Dichtung für die theologische Sprache sowie für die heutige Zeit zu veranschaulichen, in der die Ästhetik in Bezug auf Gʼtteserfahrungen an Bedeutung gewinnt. Die zwei Bearbeitungsebenen des Projekts – religions-historisch sowie sozio-theologisch – verbindet die Auseinandersetzung mit sich wandelnden Zeitstrukturen, die wiederum Veränderungen in Gesellschaft und Theologie nach sich ziehen. Schließlich versteht die Arbeit sich als resonanztheoretisch im Sinne der Arbeiten des Soziologen Hartmut Rosa. Dabei verfolgt das Projekt das Ziel, aufzuzeigen, dass die Resonanztheorie neben der Kritischen Theorie und der Romantik auch in Traditionen christlicher Theologie steht.
Betreuer:innen des Projekts: